Schneezauber.........eine airedale-ige Wintergeschichte
#1 RE: Schneezauber.........eine airedale-ige Wintergeschichte
Schneezauber..........eine airedale-ige Wintergeschichte
Gestern schon pfiff ein eisiger Wind über das Land, der dichte, graue Wolken über den Himmel jagte und mich trotz meiner dicken Vermummung zum Frösteln brachte. Die Gassigänge mit unserem Cliff fielen erheblich kürzer aus als sonst, denn selbst unser Airedale, sonst eher ein Kälte-Liebhaber, schien den beißenden Wind als unangenehm zu empfinden. Wir kniffen beide die Augen fast zu und bemühten uns, den Sturm im Rücken zu haben. Leider gelang das nur ansatzweise und immer, wenn meine Gesichtsmuskeln erstarrten und die Haut gefühllos wurde, traten wir den Heimweg an.
Über Nacht veränderte sich die Welt. Die Geräusche der vorbeifahrenden Autos und die Wortfetzen später Heimkehrer nahm ich im Halbschlaf nur noch sehr gedämpft wahr, unwirklich, wie in Watte gepackt. Selbst das Bellen des Nachbarhundes hatte seine unangenehme Lautstärke eingebüßt.................
Ein frühmorgentlicher Blick aus dem Fenster bestätigt meine Vermutung. Es hat geschneit, bestimmt 20 Zentimeter hoch liegt der Schnee und hüllt die Landschaft in makelloses Weiß. Und auch jetzt noch fallen dicke Flocken geräuschlos vom Himmel. Für Cliff ist das immer noch das Winter-Highlight schlechthin. Er ist dann durch nichts mehr zu bremsen, tobt wie ein Irrwisch durch den Schnee, spielt Schneepflug mit offenem Maul und frisst dabei Unmengen der kalten Pracht, so dass ich jedes Mal Angst habe, er wird nicht nur äußerlich, sondern auch inwendig zum Eiszapfen.
Jetzt hüpft er schon voller Tatendrang vor der Haustür hin und her, weil er es kaum abwarten kann, bis wir endlich die Morgenrunde in Angriff nehmen.
Sobald wir unbewohntes Gelände erreicht haben, leine ich ihn ab und beobachte begeistert seine Kapriolen, die pure Lebensfreude ausdrücken. Er rast in Riesensätzen über das Feld, schlägt Haken wie ein Hase, springt mit allen Vieren gleichzeitig hoch, schiebt den Schnee mit der Schauze vor sich her. Im nächsten Moment steht er wieder schwanzwedelnd vor mir und fordert mich auf, Schneeball-Schnappen zu spielen.
Inzwischen sieht Cliff aus wie ein Eisbär. Dicke Schneebommeln hängen in Bein-, Bauch- und Barthaaren, aber das tut seiner guten Laune keinen Abbruch. Er grinst mich förmlich an und folgt nur sehr ungern nach Hause. Erst auf dem Rückweg empfindet er die Eisklumpen an den Beinen als hinderlich und ich muss unwillkürlich über seinen merkwürdigen Laufstil lachen. Das nimmt Cliff deutlich übel, bleibt wie angewurzelt auf drei Beinen stehen und hält das vierte hoch. Eine lebende Anklage! Und wenn ich nicht genau wüsste, dass er ohne Probleme wieder sofort vierbeinig über das Feld toben würde, täte er mir jetzt wirklich leid!
Gemeinheit, so was! Ich will hier nicht weg. Immer, wenn´s am schönsten ist, kommt das verhasste „Hier!“ und ich muss nach Hause. Und Frauchen ist überhaupt nicht beeindruckt von meinem Drei-Bein-Gang, auch nicht, wenn ich ganz jämmerlich gucke. Dann rupft sie höchsten so zwei, drei der Eisbommeln ab und lacht: „Stell dich doch nicht so an! Du bist ja selbst schuld, wenn du derartig durch den tiefen Schnee tobst. Guck nicht wie ein lebendes Mahnmal, sonst sprühe ich deine Beine gleich mit Waffenöl ein und das kannst du ja noch viel weniger leiden als Schneebommeln.“
Irgendwie geht es nach der Waffenöl-Einsprüh-Drohung jetzt mit dem Laufen schon viel besser. Und soooo schlimm ist es ja auch nicht, nach Hause zu müssen. Da gibt es Frühstück, vielleicht auch ein Stückchen von Frauchens Leberwurst-Brötchen! Meine Laune steigt gewaltig und die Füße laufen jetzt wie von selbst, Schneebommeln hin oder her! So, fix noch die Handtuch-Rubbel-Orgie überstehen und ab in die Küche zum gefüllten Futternapf. Und dann schnell den Ich-bin-noch-nicht-satt-Blick aufsetzen, um an das Stückchen vom Leberwurstbrötchen zu kommen. Das Stück fällt heute sogar größer als üblich aus.
Kaum hat Frauchen das Kaffeewasser aufgesetzt, bimmelt das Telefon in ihr geplantes gemütliches Frühstück hinein. Ich kann ja nicht telefonieren, das muss sie schon mal selber machen. Gut so, ich lecke nämlich erst mal genießerisch jedes Leberwurst-Atömchen aus meinem Futternapf.
Nicht mal in Ruhe frühstücken kann man in diesem Hause. Ich hasse es, so früh am Morgen angerufen zu werden und bin wild entschlossen, mir das auch deutlich anmerken zu lassen. Im unfreundlichsten Ton raunze ich also ein „Ja!“ ins Telefon und erstarre fast zur Salzsäule. Der Chef meines Mannes wünscht mir einen guten Morgen und meinen Mann zu sprechen! „Äääähm, tut mir leid, der ist gerade losgefahren, aber wenn Sie einen Moment Geduld haben, schaue ich schnell mal nach, ob ich ihn noch erwische. Er muss ja erst noch den Schnee aus der Anfahrt räumen!“ „Ja, wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht!“ „Ach nein, das mach ich doch gerne!“ zwitschere ich ganz abgebrüht in den Hörer und werde noch nicht einmal rot. Im Eilschritt sause ich zur Haustür, knalle noch die Küchentür zu, damit Cliff sich nicht verselbständigt und sondiere die Lage. Verflixt, gerade fährt unser Wagen aus der säuberlich geräumten Einfahrt und verschwindet im Schneegestöber. Es hilft auch nicht mehr, dass ich bis zur Straße sprinte und lauthals „Stopp“ brülle. Mein Mann hat mich offensichtlich nicht gehört.
Also wieder zurück ins Haus ans Telefon. Cliff klappert in der Küche noch immer lautstark mit seinem Fressnapf und ich flöte dem Chef meines Mannes ins Ohr, es tue mir entsetzlich leid, hätte meinen Mann nicht mehr erwischen können, wie denn das werte Befinden seiner Gattin sei, ob die Kinder................und und und.
Dann lege ich erleichtert den Hörer aus der Hand und wende mich wieder dem Frühstückstisch zu. Jetzt habe ich hoffentlich meine Ruhe auch vor Cliff, der immer noch mit dem „Spülen“ seines Napfes in der Küche beschäftigt ist.
Die Zeitung gibt an diesem Morgen nichts Besonderes her. Kein Bekannter gestorben, an Sonderangeboten auch nichts Bemerkenswertes, Hausschuhe aus Lammfell in der Werbung und als hätte deren Anblick mich sensibilisiert, bemerke ich plötzlich meine eiskalten Füße. Hier zieht´s, und zwar gewaltig! Gerade will ich nachschauen, ob irgendwo ein Fenster nicht richtig geschlossen ist, da geht im Zeitlupentempo die Tür zur Diele auf und ein riesiger Kopf erscheint in meinem Blickfeld.
Das ist er, Gerkes Bernhardiner-Rüde Brutus, der schon mehrere Hunde auf dem Gewissen hat, der sofort erbarmungslos angreift, vor dem sämtliche Hundebesitzer panische Angst haben. Gerkes Bernhardiner in meinem Esszimmer! Inzwischen hat sich der massige Körper ganz durch die Tür geschoben, Brutus fixiert mich, knurrt mich mit hochgezogenen Lefzen an und zeigt dabei ein beachtliches Gebiss mit ziemlich großen Fangzähnen.
Das löst meine Erstarrung und ich suche mein Heil in der Flucht auf den Esszimmertisch, schlage mir den Kopf an der Lampe an und stehe zitternd zwischen Brötchen, Marmelade und Leberwurst, völlig beherrscht von dem Gefühl absoluter Hilflosigkeit. Inzwischen hat auch Cliff in der Küche bemerkt, dass hier jemand in sein Revier eingedrungen ist, verteidigt lautstark sein Zuhause und springt vehement gegen den Glaseinsatz der Küchentür.
Brutus verliert im selben Moment das Interesse an mir und bearbeitet nun mit seinen Riesenpranken die Tür von der Esszimmerseite aus. Ich muss irgendetwas unternehmen, sofort, denn ich bin sicher, dass der Glaseinsatz diesen beidseitigen Attacken nicht lange standhält und ich dann mit ansehen muss, wie dieser riesige Hund meinen Cliff zu Tode beißt und schüttelt. Also schreie ich wie am Spieß um Hilfe, obwohl es mir so vorkommt, dass mein Gebrüll die Aggressivität der Hunde noch steigert. Vor meinem inneren Auge spielt sich ein furchtbares Drama ab. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird Brutus meinen niedlichen, lebenslustigen Airedale umbringen!
In der geöffneten Esszimmertür erscheint mit hochrotem Kopf beinahe in letzter Sekunde Herr Gerke, der Besitzer des Bernhardiner-Scheusals. Er beteuert stotternd, wie sehr ihm das doch...........das sei ohne Ende peinlich.............wie er das nur wieder gutmachen..........ob ich mir weh getan hätte...............er werde mir auf jeden Fall eine Kleinigkeit als Wiedergutmachung.............! „Nehmen Sie ihren Killer endlich an die Leine und verlassen Sie sofort mein Haus!“ bringe ich mit letzter Kraft heraus und schaue Herrn Gerke hinterher, der es kaum schafft, den sich sträubenden Brutus durch die Haustür zu zerren. Nun lasse ich den Tränen freien Lauf, steige vom Tisch, nicht ohne meinem Kopf einen erneuten Lampenkontakt zu gönnen, vergewissere mich, dass die Haustür fest verschlossen ist und setze mich erst einmal völlig fertig auf meinen Platz.
„Das ist mein Haus, du Blödmann! Hau ab! Ich zerfleisch dich, mach dich zu Mus, sobald ich hier raus bin, das schwöre ich dir. Du bist groß? Mir doch völlig egal. So was wie dich habe ich schon im Alter von 11 Wochen gebändigt, und zwar in doppelter Portion!
Komm doch endlich durch die Tür, dann kriegst du meine Zähne zu spüren. Lass mein Frauchen in Ruhe, das ist auch meins, hörst du? Gleich raste ich aber total aus. Ich bin ein Terrier, ein Kämpfer, ein Siegertyp, du Fettkloß!“ Vor lauter Wut knurre und belle ich in den höchsten Tönen und verliere fast den Verstand. Das Einzige, was ich sehe, ist ROT!!! Frauchen, mach die Tür auf, ich will dem an die Gurgel! Komm vom Tisch runter! Schnell, mach schon!
Was soll das denn? Jetzt kneift der, der Feigling! Typisch, erst große Töne spucken und wenn ich dann richtig in Fahrt bin, den Schwanz einkneifen und verschwinden. Das hab ich gerne, glaub mal! Ich will hier raus, sofort!!!
Endlich macht Frauchen die Küchentür auf und ich knalle auf Brutus-Verfolgungs-Kurs volle Kanne mit dem Kopf vor die Haustür. „Holz auf Holz“, kommentiert Frauchen sonst immer diese Aktion. Doch diesmal höre ich nur leises Schluchzen aus dem Esszimmer. Sie hat die Haustür sogar abgeschlossen und so kann ich die Klinke runterdrücken, so lange ich will, da kommt noch nicht einmal ein Tür-Öffner-Profi wie ich durch. Also nichts ist mit der Chance, Brutus zu stellen. Möchte mal wissen, wie ich meinen Job als Hauswächter erledigen soll, wenn eine solide Tür mich daran hindert, Hackfleisch aus dem zu machen. Zweibeiner sind komisch, da gibt´s überhaupt keinen Zweifel. Also veranstalte ich noch ein lautes Frust-Geschrei, das alle Frechheiten beinhaltet, die mir einfallen und das sind nicht wenige! Beim nächsten Mal, das schwöre ich, bin ich schneller und dann kann der Fettwanst sich auf was gefasst machen!
Oh je, Frauchen weint immer noch und das tut mir in der Seele weh! Blitzartig steige ich mit den Vorderbeinern auf die Eckbank und lecke zärtlich jede Träne ab, so lange, bis sie mich fest in den Arm nimmt und sich langsam beruhigt. Sobald sie mich angrinst, weiß ich, dass das Schlimmste überstanden ist und als ich dann noch alle Kunststücke von „Happ-Happ“ über „gib Laut“ bis zur perfekten Rolle vorführe, ohne meinen Bettelblick aufzusetzen, bringe ich sie sogar zum Lachen.
Fortsetzung folgt!
#2 RE: Schneezauber.........eine airedale-ige Wintergeschichte
Schneezauber............eine airedale-ige Wintergeschichte II
Das Sauerland ist nicht nur das Land der tausend Berge, sondern auch das Land der unzähligen Weihnachtsbäume. Am vierten Adventssonntag fallen hier Weihnachtsbaum-Käufer in Massen ein, verkonsumieren die obligatorische Erbsensuppe aus einer riesigen Gulaschkanone, schultern die mitgebrachten Äxte und trampeln durch die Schonungen, um den Weihnachtsbaum ihrer Wahl selbst zu schlagen. Ob Fichte, Blau- oder Nordmanntanne, Douglasie oder Kiefer, alles wird schneefrei gemacht, von sämtlichen Seiten besichtigt und ist die Wahl auf einen Baum gefallen, hört man nur noch dumpfe Axtschläge und angestrengtes Keuchen, wenn der Baum mit vereinten Kräften zum Verpacken geschleppt und dann auf dem Dachgepäckträger oder im Kofferraum verstaut wird. Die anschließende Glühweinverkostung schließt das super billige Tagesangebot für Touristen noch ein und abends schleicht eine unübersehbar lange Autoschlange in Richtung Autobahn. Zurück bleiben leergefegte Weihnachtsbaumkulturen, in denen nur noch wenige verkrüppelte Exemplare übrig gelassen wurden.
Will man als Einheimischer in den Genuss zweier wohlgestalteter Bäume kommen, muss man rechtzeitig vor der Masseninvasion tätig werden. Ich liebe Nordmanntannen mit ihren weichen Nadeln und alljährlich besorgen wir davon zwei, eine 3 – 4 Meter hohe für draußen und die andere so hoch, dass sie bis zur Wohnzimmerdecke reicht. Mein Mann hat sich extra für unsere Weihnachtsbaumbeschaffung einen Tag Urlaub genommen und so stiefeln wir in Begleitung von Cliff durch die winterliche Landschaft des Ebbegebirges in Richtung des Waldbauern, von dem wir alljährlich unsere Bäume beziehen. Wir suchen sie sorgsam aus, kennzeichnen sie und lassen den Außenbaum zum ersten Advent und den anderen kurz vor Weihnachten anliefern. So ein Marsch durch den Schnee macht uns allen Spaß und Cliff genießt die verschneite Landschaft sichtlich.
Boah ey, das finde ich spitze. Familien-Wandertag im Winter ist nicht zu überbieten. Und ich als Flitze-Schneedale unterwegs, ohne Leine, versteht sich! Da lacht das Herz! Darüber kann ich glatt die eklige Waffenöl-Bein-und-Bauch-Sprühaktion vergessen! Noch immer keine Schnee- und Eisbommeln und das, obwohl wir schon über eine Stunde unterwegs sind und ich mich schon ein paar Mal so richtig im Schnee gewälzt habe!
Und ab geht die Post wieder voraus und so schnell um die nächste Kurve, dass meine Zweibeiner mich nicht mehr im Blickfeld haben. Das regt aber keinen auf, mich nicht und Frauchen und Herrchen auch nicht, denn normalerweise drehe ich sofort wieder um. Heute aber ist nichts mit normal, denn hinter der Biegung entdecke ich direkt am Weg einen wunderschönen kleinen Teich, noch nicht zugefroren und wie geschaffen für ein winterliches Vollbad.
Ja, ich bin eben nicht nur ein Schnee-Flitze-Dale, sondern auch noch ein überzeugter Sommer-und-Winter-Wasser-Dale. Ich kann einfach an so was nicht vorbeigehen, ohne mindestens bis zum Bauch reinzuhüpfen und genüsslich das Wasser zu schlabbern. Und weil das einfach so ist, mach ich das auch jetzt. Kaum bin ich drin, kann ich schon nicht mehr stehen, drehe sofort bei und paddele wieder in Richtung Ufer.
„Nun schau dir diesen Blödmann an!“ lacht mein Mann, als er Cliff im Teich entdeckt. Das Lachen vergeht uns allerdings ganz schnell, als wir bemerken, dass Cliff nicht wirklich in Richtung Ufer vorwärtskommt. Für ein Vollbad ist es vielleicht doch zu kalt und die ausgekühlte Muskulatur streikt. Darüber mache ich mir aber keinen Kopf, ich möchte nur noch den Hund so schnell wie möglich aus dem Wasser haben. Eine Nierenentzündung hat er schon wegen einer winterlichen Schwimmeinlage hinter sich und auf eine zweite habe ich keine Lust. Also schaue ich meinen Göttergatten fordernd an. „Sag bloß, du willst, dass ich Cliff da jetzt heraushole!“ Ich zucke die Schultern und ziehe vielsagend die Augenbrauen hoch. Wenn man so lange verheiratet ist wie wir, versteht man sich auch ohne Worte.
Unter leisem Geschimpfe geht mein Mann vorsichtig ganz nah an den Rand des Teiches, lehnt sich weit vornüber, versucht nach dem Hund zu greifen und landet zielsicher bis zu den Knien im Wasser. Laut schimpfend zerrt er Cliff jetzt ans Ufer, kommt blitzschnell aus dem kalten Nass und besichtigt wütend die Folgen seines unfreiwilligen Bades. Ich muss mir jetzt wirklich mühsam das Lachen verkneifen und der Spruch vom begossenen Pudel bekommt für mich nun eine konkrete Bedeutung. „Die Weihnachtsbaum-Aktion können wir ja heute wohl vergessen“, pruste ich los, immer noch darum bemüht, einen mitleidigen Gesichtsausdruck zustande zu bringen, „du musst erst mal trocken gelegt werden.“ Ich schaue nach Cliff, dem ich in den letzten Minuten keinerlei Aufmerksamkeit gegönnt habe. Der saust mit „Klemm-Schwanz“ in großen Runden um uns herum und sein Fell dampft in der kalten Luft.
Eine Nierenentzündung wird der nicht bekommen, hat eben seine ganz eigene Art, sich warm zu halten. „Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich nicht weitergehe! Ich verschwende doch nicht einen ganzen Urlaubstag, um dann unverrichteter Dinge nach Hause zu gehen!“ Spricht´s, befreit sich von Schuhen, Socken und Hose, wringt die beiden zuletzt Erwähnten aus, hängt die Socken auf das den Teich umgebende Holzgeländer, zieht die Hose wieder an und steigt mit nackten Füßen in die Schuhe. Aber nicht, ohne vorher das in ihnen verbliebene Wasser sorgfältig auszuschütten.
Der Rest unserer Wanderung verläuft ohne weitere bemerkenswerte Ereignisse. Wir suchen zwei wunderschöne Nordmanntannen aus und nehmen auf dem Rückweg ein paar steif gefrorene Socken wieder mit nach Hause.
Fortsetzung folgt!
#3 RE: Schneezauber.........eine airedale-ige Wintergeschichte
Schneezauber.............eine airedale-ige Wintergeschichte III
Leute, das muss ich euch erzählen! Bei uns im Garten auf dem Rasen direkt vor der Terrasse steht jetzt ein neuer Baum. Und damit ich den auch im Dunkeln finde, haben Herrchen und Frauchen eine Menge Lichter dran festgemacht. Ich hab wirklich tolle Zweibeiner. Welcher Hund kriegt schon im Winter eine eigene Tanne so aufgestellt, dass er keine kalten Füße beim Markieren kriegt und bei richtigem Sauwetter schnell wieder ins Haus kann. Nur kann ich überhaupt nicht verstehen, warum Frauchen mich immer so böse anguckt und „ pfui ist das“ sagt, wenn ich mein Beinchen an besagtem Lichterbaum hebe. Wenn nicht dafür, wozu haben die dann den Baum in den Garten gestellt? Und dass der rundherum jetzt hässlich-gelbe Spuren hat, dafür kann ich ja wohl gar nichts. Ich konnte mir die Farbe doch nicht aussuchen. Und außerdem sind die sowieso gleich weg, denn es hat wieder angefangen zu schneien.
Im Haus ist seit einigen Tagen auch richtig was los. Frauchen steht den ganzen Tag lang in der Küche und brät, kocht und backt, was das Zeug hält. Also, nebenbei bemerkt, das ist selbst für einen Airedale zu viel zu essen, was sie da fertigmacht. Das meiste, was ich mal verputzt hab, waren 8 Mettwürstchen und ein halbes Pfund Schinken, dünn geschnitten natürlich! Den auch in der ausgeräuberten Metzgertüte untergebrachten geräucherten Speck habe ich damals nicht mehr reinquetschen können, so gerne ich das gewollt hätte. Ob man wohl als ausgewachsener Hund einen größeren Magen hat?
Herrchen schwingt dieweil den Wischmop und das Staubtuch und bringt alles auf Hochglanz. Und ich weiß gar nicht, bei wem ich zugucken soll und deshalb renne ich immer von einem zum anderen, um ja nichts zu verpassen.
Aber jetzt kann ich mich gut entscheiden, wo ich vor Ort sein will, denn Herrchen geht, mit einem Beil bewaffnet und einem komischen Metallteil nach draußen. Aktion draußen ist einfach durch nichts zu überbieten. Mit Mühe zerrt er die zweite gekaufte Tanne hinter der Garage hervor, legt sie in den Schnee und beginnt damit, sie anzuspitzen. Interessant ist das und es fällt immer ein Stückchen Holz ab, das ich dann genüsslich schreddere. Jetzt ist der Stamm spitz genug und Herrchen quetscht ihn in den Metallständer und richtet den Baum auf. Gut sieht er aus, finde ich, aber Herrchen ist nicht zufrieden und fordert Frauchen an, um zu helfen. Und dann liegt er auf Knien im Schnee vor dem Baum, robbt so weit drunter, wie er kann und schraubt unter Ächzen und Stöhnen an den Schrauben herum, die den Baumstamm festklemmen. Und Frauchen muss immer gucken, ob er jetzt wirklich gerade steht, der Baum. Mir ist das ja völlig egal. Baum ist Baum, ob schief oder gerade. Und wozu braucht ein Airedale Bäume? Genau! Aber dieser ist im Moment noch zu gut bewacht.
„So, jetzt schmücke ich noch in Ruhe den Baum und dann machen wir unseren Heiligabend-Spaziergang!“ Ich liebe es, den Weihnachtsbaum herzurichten und summe dabei leise die Weihnachtslieder mit, die schon seit heute morgen im Radio gesendet werden. Noch ein letzter Kontrollblick, ob der Weihnachtsschmuck am Baum regelmäßig verteilt ist. Ja, alles zu meiner Zufriedenheit. Die Beleuchtung funktioniert einwandfrei und in dem milden Licht der Mini-Lämpchen glänzen und glitzern die roten, blauen und goldenen Kugeln, die schon den Weihnachtsbaum meiner Großeltern geschmückt haben.
Ein bisschen Nostalgie und die Wahrung familiärer Traditionen sind für mich untrennbar mit Weihnachten verbunden. Zu diesen Traditionen gehört auch der spätnachmittägliche Spaziergang am Heiligen Abend, den wir nun, da die Kinder erwachsen sind und den Abend mit ihren eigenen Familien verbringen, nur noch in Begleitung meiner Eltern unternehmen. Zu Freude aller hat es wieder zu schneien begonnen und die Landschaft sieht im Schein der Laternen und Lichterketten so idyllisch aus, dass ich mich daran gar nicht satt sehen kann.
Um diese Zeit ist unser Dorf schon menschenleer, alle sitzen in den guten Stuben und bereiten sich dort auf die Bescherung vor. Bei uns findet sie prinzipiell erst nach dem Spaziergang statt. Die Glocken der Dorfkirche läuten den Heiligen Abend ein, als wir das Haus verlassen.
Cliff kann natürlich mal wieder nicht abwarten, endlich in den Genuss seines Gassigangs zu kommen und läuft schon voraus. Ich lasse ihn auch heute, denn der Feldweg, auf dem wir in Richtung Wald marschieren, darf nur von landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren werden und kein Mensch kommt wohl auf die Idee, seinen Trecker am Heiligen Abend in Betrieb zu nehmen. Der Schnee knirscht unter unseren Sohlen, die Schneeflocken glitzern im Licht und wir werden ganz still, um den Zauber der Weihnacht mit allen Sinnen zu spüren.
Inzwischen haben wir den Wald erreicht und passieren gerade das letzte Gehöft, als Cliff beinahe ansatzlos losprescht, ohne einen einzigen Laut von sich zu geben. Mehr ahnen als sehen kann ich den schwarzen Blitz, der vor ihm in Richtung Bauernhaus flüchtet. Der Zauber der Weihnacht löst sich in Wohlgefallen auf, als mir bewusst wird, was da vor Cliff flieht. Wenn er einen solchen Jagdeifer zeigt und dabei sämtliche Kommandos ignoriert, kann es sich nur um eine Katze handeln, da bin ich völlig sicher.
Das „Hier“ können wir uns also getrost sparen und mein Mann macht sich auf in Richtung des Gartens, in den die Beiden gerannt sind. Jetzt hat er die Hausecke erreicht und ist im wahrsten Sinne des Wortes ebenfalls verschwunden. Nach einigen Minuten werde ich unruhig und die bange Frage meiner Mutter: „Was machen wir denn jetzt?“ macht die Lage auch nicht besser. „Wie peinlich“, geht es mir durch den Kopf, „ausgerechnet an Weihnachten, dem Fest des Friedens, muss Cliff seine Killer-Instinkte ausleben.“
In diesem Moment erstarre ich fast zur Salzsäule, denn ich habe den Ausreißer gesichtet. Er steht auf dem Garagendach und späht aufmerksam von oben herunter, immer noch auf der Suche nach dem Erzfeind. Dabei turnt er gefährlich nah an der Dachkante entlang und ich sehe ihn schon mit vier gebrochenen Beinen im Schnee liegen.
Wie ein schwarzer Schatten flüchtet plötzlich die Katze, die sich offensichtlich auf dem Dach in Sicherheit hatte bringen wollen, mit einem Riesensatz von der Garage, landet elegant im aufstiebenden Schnee und ist blitzschnell in der Dunkelheit verschwunden. Und ich bin sicher, Cliff wird ihr Hals über Kopf folgen und diesen Sprung mit wer weiß was bezahlen müssen. Im selben Moment erkenne ich einen Arm und die dazu gehörige Hand, die Cliffs Halsband erfasst. Jetzt endlich kann ich erleichtert durchatmen. Irgendwie hat es auch mein Mann bis auf das Garagendach geschafft und in letzter Sekunde den Hund am Sprung gehindert. In diesem Jahr fällt der Spaziergang deutlich kürzer aus als üblich.
Auf dem Heimweg kommt uns unser Hausarzt mit seinem Berner Sennenhund entgegen. Cliffs Adrenalinschub scheint noch nicht vorbei zu sein und er knurrt den Berner aus tiefster Kehle an. Der lässt sich das natürlich nicht gefallen, springt auf Cliff zu und sorgt dafür, dass mein hoch geschätzter Herr Doktor auf dem Allerwertesten im Schnee landet. Dass er das „sie fielen ihm zu Füßen“ aus dem Weihnachtsevangelium so wörtlich nehmen würde, damit hatten weder er noch wir gerechnet.
Nix wie nach Hause! Wenn ich schon kein Frischfleisch in Form einer Katze kriege, dann will ich jetzt wenigstens mein normales Futter haben. Erst mal den Schnee aus dem Fell schütteln und dann sofort zu Inspektionszwecken in die Küche. Noch nichts Neues vor Ort. Die Töpfe auf dem Herd sind fest verschlossen und in meinem Napf ist lediglich gähnende Leere. Mein Blick in den Flur zeigt meine Menschen, die sich mühsam von den vielen Kleiderschichten befreien, die Schneestiefel ausziehen und sich dabei krampfhaft bemühen, ja nichts schmutzig zu machen.
Im Wohnzimmer steht der Baum, völlig unbeobachtet. Genau in diesem Moment fällt mir der ungebetene Besuch des Gerke-Bernhardiners ein. Tja, und wie kennzeichnet man als Hund sein Revier? Richtig! Schnell noch ein verstohlener Blick in den Flur. Alles klar. Und jetzt das Bein so richtig hoch heben und dann "Wasser marsch"! Gut, dass ich beim Spaziergang noch was aufgespart habe.
Das musste jetzt einfach sein. Den Boden unter dem Weihnachtsbaum ziert jetzt unübersehbar eine Pfütze. Und gleich hat Frauchen sie entdeckt, meine Markierung. „Musst Du immer so viel Wasser in den Weihnachtsbaumständer füllen? Jetzt ist der übergelaufen und ich kann wieder anfangen zu putzen!“ Herrchens Antwort gefällt mir ehrlich gesagt gar nicht gut! „Ich? Ich hab noch gar keins eingefüllt. Das müssen deine Eltern gemacht haben!“
Ich schaue dieweil konzentriert aus dem Fenster. Jetzt kann ich nur hoffen, dass Frauchen im Weihnachtsstress vergisst, ihre Eltern zu fragen. Und was mach ich, wenn nicht???
Klar, ganz einfach, da sag ich dann doch glatt:
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